Fußabdrücke der deutschen Bioökonomie

Was ist der Materialfußabdruck?

Der Materialfußabdruck der deutschen Bioökonomie gibt an, wieviel Biomasse aus der Landwirtschaft global der Natur für den deutschen Endverbrauch entnommen (geerntet) wird. Hierbei werden verarbeitete Güter (z.B. Schokolade) nicht mit ihrem Eigengewicht berücksichtigt, sondern mit der insgesamt geernteten Biomasse (z.B. der Kakaofrucht), die in dieses Gut eingeflossen ist. Fleisch und Milchprodukte selbst sind nicht Bestandteile des Materialfußabdrucks, wohl aber die für die Viehwirtschaft angebauten bzw. geweideten Futterpflanzen. Zu der der Natur entnommenen Biomasse zählen auch das gejagte Wild und der gefangene Wildfisch. Das der Natur entnommene Holz ist Gegenstand eines eigenen Fußabdrucks.

Der Materialfußabdruck der Bioökonomie, auf dieser Web-Seite häufig auch als Agrar-Materialfußabdruck bezeichnet, und der Holzfußabdruck sind Bestandteile des gesamten Materialfußabdrucks. Dieser Materialflussindikator, der u.a. zur Messung der Zielerreichung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie herangezogen wird, betrachtet neben biotischen Rohstoffen auch fossile und mineralische Rohstoffe. Materialfußabdruck (MF) und Rohstoffkonsum (RMC) sind Synonyme.

Welche Bedeutung hat der Materialfußabdruck für das Monitoring?

Der Agrar-Materialfußabdruck ist eng verbunden mit der Flächenbelegung für diese Agrarprodukte (s. Agrarfußabdruck). Aber auch unabhängig von der Flächenthematik und der hieraus resultierenden ökologischen Risiken, ist der Agrar-Materialfußabdruck von Bedeutung. Wenn Deutschland ein deutlicher Netto-Importeur (Fußabdruck > Entnahme im Inland) von Biomasse aus der Landwirtschaft ist, dann ist dies im Angesicht der nach wie vor existenten Hungerkrisen auf der Welt ein bedenklicher Befund.

Wie wird der Materialfußabdruck berechnet?

Die Berechnung des (Agrar-) Materialfußabdrucks erfolgt auf Grundlage einer Methodik, die in entsprechenden Richtlinien der OECD und der Vereinten Nationen empfohlen wird, nämlich die Anwendung einer globalen multiregionalen Input-/Output (MRIO) Datenbank. Eine solche Datenbank zeigt, wie Produktionsprozesse, deren Umweltwirkungen und Konsumaktivitäten über globale Lieferketten miteinander verknüpft sind. Die bisherigen Fußabdruck-Berechnungen in SYMOBIO haben die für entsprechende Anwendungen international etablierte MRIO-Datenbasis EXIOBASE zugrunde gelegt.

Bei der Berechnung wird in einem ersten Schritt auf Grundlage eines Input-Ansatzes ermittelt, wieviel (differenziert nach 200 Produktgruppen, davon 15 Agrarprodukte) und wo (differenziert nach 49 Ländern/Regionen weltweit) für Endnachfrage in Deutschland produziert wird. Hierbei werden nicht nur Waren und Dienstleistungen berücksichtigt, die direkt in die nachgefragten Produkte eingeflossen sind, sondern alle Fertigungsstufen der globalen Lieferketten. In einem zweiten Schritt werden diese Angaben zur monetären Produktion umgerechnet in physische Einheiten der entnommenen Biomasse. Die hierbei zur Anwendung kommenden Umrechnungsfaktoren (kg Biomasse je € Produktionswert) werden ebenfalls in der EXIOBASE-Datenbank berichtet.